10 Mai Was ihr wollt oder Zwölfte Nacht
ein Bericht von Nicholas Kratzwald
Irgendwann war der Moment, von dem ich hoffte, er würde nie eintreten, da: Unsere Professoren Mag. Paschke und Mag. Vogler kamen auf uns zu und zwang fragten uns freundlich, ob wir uns denn nicht wenigstens ein Theaterstück in den vier Schuljahren anschauen wollten, dies gehöre schließlich zur Bildung dazu und lustig sei es auch. Natürlich durft kann man unter Zwang zu mehr Bildung schlecht nein sagen, also trafen wir uns am Abend des 23.3. in Klagenfurt, um das Stück „Was ihr wollt oder Zwölfte Nacht“ von Shakespeare im Stadttheater anzusehen. Leider kamen wir alle viel zu früh in Klagenfurt an und mussten notgedrungen ein Lokal aufsuchen, um die Wartezeit zu überbrücken. Dort machten wir es uns bequem und bestellten unsere Getränke: Kaffee, Pago, diverse Limonaden und von einer Professorin, die an dieser Stelle gerne anonym bleiben möchte, wurde ein explizit alkoholfreier Cocktail, der aber UNBEDINGT wie echter Alkohol aussehen musste, geordert.
Nüchtern, trotzdem noch gut gelaunt, machten wir uns um 19 Uhr auf den Weg ins Theater. Die billigen Plätze befinden sich im obersten Stockwerk. In einem Gebäude ohne Lift. Nachdem die Treppe unter Gelächter und nach dem einen oder anderen Lungenkollaps erklommen war, wurde unsere heitere Runde von einer bereits anwesenden Person zum Stillsein ermahnt. Wie soll man auch ahnen, dass schon vor dem offiziellen Beginn, mitten im Gang, ein Redner vor versammeltem Publikum Details zum Stück und den Schauspielern erläutert. Und es ernsthaft Leute gibt, die da ungestört zuhören wollen. Naja, wenigstens haben so alle mitbekommen, dass die 8AA unter den Gästen war.
Kurz vor Beginn des Stücks begaben wir uns zu den Plätzen, die mit 10,50 € zumindest preislich sehr attraktiv waren. Die Galerie verläuft seitlich zur Bühne, wobei die Stühle nicht, wie etwa bei Logenplätzen üblich, der Bühne, sondern der gegenüberliegenden Galerie zugewandt sind. Durch diese Anordnung ist man dazu gezwungen, ständig den Kopf in Richtung Bühne zu drehen. Der Fußraum der Plätze wird durch ein formschönes, schmiedeeisernes Gitter begrenzt, welches sich die gesamte Dauer der Vorführung über in die Kniescheibe bohrt – zumindest, wenn man vom Stück etwas sehen will und am Sessel dementsprechend nach vorne rutscht, um durch die besagten Gitterstäbe zu sehen.
Um 19.30 hob sich endlich der Vorhang. Sofern man nun die Bühne sehen konnte, zeigte das Bühnenbild, urtypisch für ein Shakespearestück, eine schwimmende Eisscholle, eine umgefallene Palme (oder sowas), Biertische und einen hölzernen Wachturm mit der Neon-Leuchtreklame „OFF DUTY“. Die Kostüme wirkten, als wäre der Regisseur betrunken in den Requisitenkeller gestolpert, hätte sich dabei ein paar zufällige Teile geschnappt und diese willkürlich an die Schauspieler verteilt. Eine rationalere Erklärung für die Verwendung eines Eisbären- und Schifahrerkostüms in einem Drama von Shakespeare gibt es nicht.
Die erste Szene begann damit, dass sich eine Frau ihren Weg von unter der Wasseroberfläche nach oben auf die Eisscholle bahnte und nach dem Auftauchen sofort anfing, unerträglich laut zu schreien. Zum Glück stellte sich die daraufhin aufkeimende Angst, das gesamte Stück könnte so übertrieben dargestellt werden, als unbegründet heraus, die schauspielerische Leistung war durchgehend sehr gut. Im Gegensatz zum Bühnenbild und den Kostümen wurde das Drehbuch selbst nicht stadttheatertypisch totmodernisiert, nur hier und da an die Moderne angepasst. Zum Inhalt selbst soll hier nur so viel gesagt werden: Shakespearetypisch geht es um Beziehungen, Verwirrungen und Missverständnisse mit Happy End.
Gegen 22 Uhr war das Spektakel vorbei und wir machten uns nüchtern und noch immer gut gelaunt auf den Nachhauseweg.
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